Ein gegen „Zigeuner“ gerichtetes Sonderrecht
Im Kaiserreich und in der Weimarer Republik etablierten die Behörden sukzessive ein gegen „Zigeuner“ gerichtetes Sonderrecht. Einreise- und Niederlassungsverbote und immer restriktivere Einschränkungen in der Gewerbeausübung raubten Familien, die ein ambulantes Gewerbe ausübten, zunehmend die Grundlage ihrer ökonomischen Existenz und führten zwangsläufig zu ihrer Marginalisierung und Kriminalisierung.
Bayern spielte dabei eine Vorreiterrolle. Im Jahr 1899 wurde bei der Polizeidirektion München ein eigener Nachrichtendienst für „Zigeuner“ eingerichtet. Mit modernen kriminologischen Methoden wie erkennungsdienstlichen Fotografien und einer Fingerabdrucksammlung sollte die Grundlage für eine lückenlose Überwachung und Erfassung aller „Zigeuner“ geschaffen werden. Die Nationalsozialisten konnten später auf diese gesammelten polizeilichen Daten zurückgreifen.
01.1 | Im Jahr 1905 veröffentlichte Alfred Dillmann, Leiter der 1899 bei der Polizeidirektion München gegründeten „Zigeunerzentrale“, das „Zigeunerbuch“. Das zum amtlichen Gebrauch bestimmte Buch wurde in einer Auflage von 7.000 Exemplaren gedruckt und sollte den Polizeibehörden dabei helfen, „Zigeuner“ zu identifizieren. Es enthält 3.350 Namen, 613 Personen werden genauer beschrieben. Darüber hinaus sind im Anhang […]
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01.2 | Im Jahr 1905 veröffentlichte Alfred Dillmann, Leiter der 1899 bei der Polizeidirektion München gegründeten „Zigeunerzentrale“, das „Zigeunerbuch“. Das zum amtlichen Gebrauch bestimmte Buch wurde in einer Auflage von 7.000 Exemplaren gedruckt und sollte den Polizeibehörden dabei helfen, „Zigeuner“ zu identifizieren. Es enthält 3.350 Namen, 613 Personen werden genauer beschrieben. Darüber hinaus sind im Anhang […]
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02 | Alfred Dillmann (1849–1924) leitete die „Zigeunerzentrale“ bis 1912 und stieg in dieser Funktion zum Stellvertreter des Polizeidirektors auf. Stadtarchiv München, Signatur NL DIL 002
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03 | Seit Beginn des 20. Jahrhunderts verabschiedeten die deutschen Länder zahlreiche Bestimmungen zur „Bekämpfung der Zigeunerplage“. Sie richteten sich insbesondere gegen unkontrollierte Grenzübertritte „ausländischer Zigeuner“. Aufgegriffene „Zigeuner“ schob die Polizei in benachbarte Territorien ab. Diese Postkarte, eine Fotomontage, setzt eine „Ausweisung“ ins Bild. Solche Inszenierungen dienten in erster Linie der Selbstdarstellung der Polizeiorgane, die […]
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04 | Ein wichtiges Instrument bei der polizeilichen Registrierung und Kontrolle der „Zigeuner“ war die Einführung von Sonderausweisen. Eine amtliche „Bescheinigung“, das man stets bei sich führen musste, enthielt neben den Angaben zur Person (einschließlich des Ehepartners und der Kinder sowie der Eltern) ein Foto und Fingerabdrücke. 1922 erstmals in Baden eingeführt, wurde diese Praxis […]
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