Die katholische Kirchenführung wusste um die Dimension des Völkermords an den Sinti und Roma. Am 5. April 1943 versuchte der Sinto Oskar Rose, der unter falschem Namen in München lebte, unter Lebensgefahr bei Kardinal Faulhaber in dessen Münchener Residenz vorzusprechen. Faulhaber weigerte sich, ihn zu empfangen. In seinem privaten Tagebuch hielt er fest: „Bei Sekretär ein Zigeuner, namens Adler, katholisch – Die 14.000 Zigeuner im Reichsgebiet sollen in ein Lager gesammelt und sterilisiert werden, die Kirche soll einschreiten. Will durchaus zu mir. – Nein, kann keine Hilfe in Aussicht stellen.“
Wenig später sandte Oskar Rose zwei anonyme Bittgesuche an den Sprecher der deutschen Bischofskonferenz, den Breslauer Kardinal Adolf Bertram, und den Freiburger Erzbischof Conrad Gröber. Aus den Schreiben ging der systematische und mörderische Charakter der Deportationen von Sinti- und Roma-Familien nach Auschwitz-Birkenau unmissverständlich hervor. Auch aus anderen Quellen war den deutschen Bischöfen das Ausmaß der staatlichen Vernichtungspolitik gegenüber den Sinti und Roma bekannt. Zu einem gemeinsamen öffentlichen Protest, wie vom Hildesheimer Bischof Joseph Godehard Machens gefordert, konnten sie sich nicht durchringen.