04 | Begründer der modernen „Zigeunerforschung“ war der Göttinger Professor Moritz Gottlieb Grellmann, ein Repräsentant der Aufklärung. Sein 1783 in erster Auflage erschienenes Buch „Historischer Versuch über die Zigeuner“, das in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde, gilt als Schlüsseldokument. Grellmann sieht in den „Zigeunern“ ein fremdes Volk auf einer vorzivilisatorischen Stufe. Er attestiert ihnen eine durch Erziehung kaum zu beeinflussende „orientalische Denkart“ und eine antibürgerliche Moral. Diese negativen Zuschreibungen und Deutungsmuster wurden von anderen Autoren übernommen. Die Vorstellung einer wesenhaften Differenz zwischen „Zigeunern“ und den europäischen „Kulturvölkern“ hatte maßgeblichen Einfluss auf den rassistischen „Zigeuner“-Diskurs des 19. und frühen 20. Jahrhunderts.