Einen furchtbaren Höhepunkt der gegen Sinti und Roma gerichteten Gewalt markiert eine Serie aus zehn rassistisch motivierten Anschlägen auf ungarische Roma in den Jahren 2008 und 2009. Sechs Personen fielen den Mordanschlägen zum Opfer, darunter ein vierjähriger Junge. Insgesamt wurden 55 Menschen verletzt, fünf davon schwer. Wie im Fall der NSU-Morde in Deutschland ermittelte die Polizei zunächst im Umfeld der Opfer. Tatsächlich stammen die Täter aus dem rechtsradikalen Milieu. Sie warfen Molotowcocktails auf die Häuser der Roma und schossen auf die fliehenden Menschen. Eine Frau wurde in ihrem Bett durch Kopfschüsse regelrecht hingerichtet.
Das Bezirksgericht Budapest verurteilte die drei Haupttäter im August 2013 wegen gemeinschaftlich begangenem Mord sowie weiteren Taten zu lebenslanger Haft. Ein Komplize erhielt 13 Jahre Haft wegen Beihilfe. Inzwischen wurden die Urteile in letzter Instanz bestätigt.
Im Laufe der Ermittlungen stellte sich heraus, dass der ungarische Geheimdienst bis 2008 zwei der Angeklagten wegen rechtsextremistischer Aktivitäten überwachte. Der als Komplize verurteilte Täter arbeitete sogar als Informant für den militärischen Geheimdienst, gab sein Wissen über die minutiös geplanten Morde jedoch nicht weiter. Die Verantwortung der Geheimdienste war kein Thema während des Gerichtsprozesses. Die ungarische Öffentlichkeit zeigte am Schicksal der Opfer nur wenig Interesse.